Gedanken zur Städtepartnerschaft zwischen Hénin-Beaumont und Herne 5. Juni 20146. März 2020Vor 60 Jahren wurde die Partnerschaft zwischen unseren Städten geschlossen, nach zwei Weltkriegen, in denen deutsche Truppen nach Frankreich einmarschiert waren. Die Verbrechen, die von Nationalsozialisten im Namen Deutschlands begangen worden waren, waren noch sehr präsent. Insbesondere der Holocaust, die Shoah, das größte Verbrechen der neueren Geschichte, lastete auf dem deutschen Volk. Neun Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren noch viele ehemalige Nationalsozialisten in Wirtschaft, Verwaltung und Justiz tätig. Dennoch reichten uns die Franzosen die Hand zur Versöhnung. Auf der Grundlage dieser Städtepartnerschaft wurden viele gegenseitige Besuche organisiert und es entstanden viele Freundschaften. Auf Herner Seite war es der Oberbürgermeister Robert Brauner, der als Sozialdemokrat selbst von den Nationalsozialisten ins Gefängnis gesperrt worden war, auf französischer Seite Bürgermeister Fernand Darchicourt von Hénin-Liétard, die sich für die Städtepartnerschaft einsetzten. Diese Partnerschaft basiert auf der Grundlage der Déclaration des Droits de l’homme et du Citoyen (Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte) von 1789, der französischen Verfassung und dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Artikel 1 dieses Grundgesetzes lautet: „ Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlicher Gewalt.“ Jeder Mensch, unabhängig von Ethnie, Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, Alter oder sexueller Identität hat Anspruch auf unseren Respekt. Das schließt jede Form von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Antiziganismus, Islamophobie und Diskriminierung wegen der sexuellen Identität aus. Wir achten die Religionsfreiheit, zu der auch die Freiheit von Agnostikern und Atheisten gehört. Die drei großen Weltreligionen, Judentum, Christentum und Islam, die aus Vorderasien stammen, gehören längst zu Europa. Damit die Staaten Europas nie wieder gegen einander Krieg führen würden, wurde das Projekt der europäischen Einigung beschlossen. Frankreich und Deutschland waren dabei die treibenden Kräfte, erwähnt seien hier besonders Robert Schumann und Konrad Adenauer. Heute sind 28 Staaten in der Europäischen Union freiwillig vereinigt. Trotz aller berechtigten Kritik an einzelnen Punkten ist festzustellen, dass dieses Projekt einmalig in der Welt ist und Europa Frieden und Wohlstand gebracht hat. Diesen Weg der Einigung wollen wir weiter gehen. Unser lokaler Beitrag sind die Städtepartnerschaften, die wir auch weiterhin mit Leben erfüllen wollen.