Leitrahmen Stadtentwicklung: Analyse der Verwaltung findet grüne Zustimmung

Die Analyse der Verwaltung zu den Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt findet unsere Zustimmung. Der Leitrahmen muss jetzt mit konkreten Zielen und Maßnahmen ausgefüllt werden; hier sind alle Teile der Verwaltung und natürlich auch die Politik gefordert, ihren Beitrag zu leisten.

Sehr positiv finden wir, dass die Bevölkerungsentwicklung der Stadt realistisch gesehen wird. Es wird davon ausgegangen, dass vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Entwicklung des Ruhrgebietes und der allgemeinen Bevölkerungsentwicklung der BRD keine Einwohnergewinne zu erwarten sind oder auch nur eine Stabilisierung erwartet werden kann. Damit unterscheidet sich Herne von vielen Städten des Ruhrgebietes, die sich mit Maßnahmen, wie z.B. der Baulandausweisung, eine Stabilisierung ihrer Bevölkerung erhoffen. Maßnahmen, die nur kurzfristig Erfolge bringen, aber den allgemeinen Trend natürlich nicht umdrehen können.

Damit ist der Blick frei auf eine Bevölkerungsentwicklung, die durch drei Merkmale gekennzeichnet ist:

  • Wir werden weniger,
  • wir werden älter,
  • wir werden bunter.

Während in den letzten Jahrzehnten das Phänomen der Fortzüge ins Umland (Suburbanisierung) zu beobachten war, ist dieses Phänomen jetzt deutlich gemindert und vermutlich sogar zum Stillstand gekommen. Gegenwärtig ist bundesweit erkennbar, dass eine Bewegung hin zum Wohnen in der Stadt abläuft, ein Trend, der in der Stadtentwicklung aktuell stark diskutiert wird.

Für Herne bedeutet dies, dass die Stadt eine Chance hat, sich als Wohnstadt neu herauszustellen. Allerdings müssen dafür die Probleme der Stadt angegangen und die geforderten Wohnqualitäten hergestellt werden.

Die Studie von Bloetevogel (2004, Uni Du/E) zu den Wanderungsbewegungen im Ruhrgebiet hat aktuelle Erkenntnisse gebracht. Innerhalb der Kernstädte erfolgt die Wanderung zu den Städten mit der besseren Qualität (Umwelt und Sozialstruktur), innerhalb der Stadt erfolgt sie zu den Stadtteilen mit der besseren Qualität. Für die Städte des Kerngebietes wird als Fortzugsgrund oft der Mangel an Grünflächen und allgemein die schlechte Umweltqualität genannt, so auch für Herne und hier besonders für die stark verdichteten Stadtteile Mitte, Eickel und Wanne.

Vor diesem Hintergrund wird die Bedeutung der Entwicklung von Stadtqualitäten in Umwelt, Sozialstruktur, Kinderfreundlichkeit etc deutlich. Herne hat heute offenkundig ein breit gestreutes Qualitätsproblem. Es sind diese fehlenden Qualitäten, die eine Entwicklung als zentrale Wohnstadt im Ruhrgebiet behindern. Hier muss Kommunalpolitik ansetzen.

Mehr Grün, weniger Verkehr, bessere Schulgebäude, mehr Ganztagsschulen, mehr Kinderbetreuung sind hier einige der Stichpunkte.

Natürlich ist nicht nur das Wohnumfeld, sondern auch das Wohnangebot entsprechend zu entwickeln. Verschiedene Gutachten haben deutlich gemacht, dass es einen Bedarf an hochwertigen Wohnungen und einen Überhang an praktisch nicht mehr verwertbaren Wohnungen gibt. Nur Neubau in die letzten Freiflächen hinein ist aber keine Lösung; es muss auch eine starke Erneuerung im Bestand und besonders in den Innenstadtlagen geben. Es muss einen Neu- und Umbau mit dem Ziel der Verbesserung der Stadtqualität insgesamt geben. Es darf auch nicht nur auf tradierte Wohn- und Eigentumsformen geschaut werden. Vor dem Hintergrund der Demografie muss ein Stadtumbau Generationen übergreifend gestaltet werden.

Für die Grüne Fraktion
Rolf Ahrens