VERKEHRSFÜHRUNG IN HERNE-MITTE GRUNDLEGEND NEU DENKEN

Nun ist es entschieden – Herne hat den Zuschlag für die Polizeihochschule erhalten. In einem Wettbewerbsverfahren hatte das Konzept der Firmen IFÜREL (Grundstückseigentümer) und Hochtief (Bauunternehmen) die Oberhand gewonnen. Die Klage des Konkurrenten aus Gelsenkirchen gegen die Vergabe wurde nun zurückgezogen und damit ist der Weg frei für den Bau der Polizeihochschule im Funkenbergquartier.

Doch so richtig entschieden ist die Sache nicht. Die Stadt muss noch einen Bebauungsplan aufstellen, der u.a. die Verkehrserschließung sichern muss. Nicht nur die Polizeihochschule wird die Verkehrssituation in Herne-Mitte verändern, sondern auch eine Vielzahl weiterer Projekte, von denen einige schon verwirklicht, andere im Bau und eines (der Shamrockpark) zumindest mittelfristig gescheitert ist.

ROLF AHRENS, Fraktionsgeschäftsführer – © Hartmut Bühler

Der erste Aufschlag Mitte 2022 gab einen Eindruck von der Größe des Problems. Angesichts der Vielzahl an Projekten mit teils erheblichen zusätzlichen Verkehren in Herne-Mitte hat der Gutachter (die Ingenieurgesellschaft Brilon, Bondzio und Weiser) den Bau eines Tunnels unter dem Westring zwischen der Kreuzung Westring / Bebelstr. / Von-der-Heydt-Str. bis hinter die Kreuzung Westring / Cranger Str. / Bahnhofsplatz vorgeschlagen. Zudem sollen verschiedene Kreuzungen im Umfeld des Bahnhofes umgebaut werden.

Die Grünen halten die Vorschläge für nicht durchführbar. Bis heute fehlt eine seriöse Kostenkalkulation; auch die technische Machbarkeit ist noch offen und hätte je nach Anforderungen auch Auswirkungen auf die Kosten. Das größte Problem sehen wir jedoch in dem Bau selbst. Wenn man die Pläne so umsetzt, würde der Nahverkehr in Herne-Mitte praktisch zum Erliegen kommen; der Bahnhof wäre vom Busverkehr weitgehend abgeschnitten.

Das ganze Projekt würde die Existenz der HCR massiv gefährden und den Nahverkehr für lange Zeit schwächen. Einmal verlorene Kunden gewinnt man nur sehr langsam zurück.
Doch was sind die Alternativen? Eine Lösung muss in jedem Fall her, wenn das Projekt Polizeihochschule verwirklicht werden soll.

Eigentlich ist klar: Der Vorschlag des Gutachters ist stark autozentriert. Das soll kein Vorwurf sein – er nimmt die Herner Gegebenheiten und das Mobilitätsverhalten in der Region als Ausgangspunkt für seine Überlegungen. Aber so geht es eben nicht weiter. Das Projekt muss im Wesentlichen über die vorhandene Infrastruktur abgewickelt werden.

Für uns ist klar: Nur eine neue und radikalere Herangehensweise an die verkehrlichen Gegebenheiten im Großraum der Innenstadt Herne kann noch die Entwicklung aller Projekte sichern, zukünftigen Projekten Entwicklungschancen bieten und gleichzeitig neue Lebensqualität durch weniger Autoverkehr in die Innenstadt bringen.

Die Grünen haben eine Reihe von Vorschlägen entwickelt, die den Nahverkehr in den Mittelpunkt stellen. Für die Umsetzung bedarf es sicher der Bereitschaft auch anderer Institutionen, wie etwa der Bahn, die das Potential des Herner Bahnhofs stärken muss. Nicht jeder Vorschlag wird für sich alleine viel bewirken, aber als Maßnahmenbündel wird sich eine Wirkung einstellen.